Manchmal, wenn man selbst das mittlere Alter erreicht hat, bekommt man Lust, Bücher aus seiner Kindheit nochmal zu lesen – nicht die absoluten Lieblingsbücher, die einen das ganze Leben lang begleitet haben, sondern eher obskure Schätzchen, denen man zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt einmal begegnet ist. Und so kam mir plötzlich wieder Silberschweif und das Geheimnis der sieben Sterne in die Hände, und obwohl ich eigentlich gerade ein anderes Buch lese – seit über einer Woche arbeite ich mich durch das wuchtige Buch The Book that wouldn’t burn, und ich werde auch wohl noch eine weitere Woche brauchen, bis ich da durch bin – bekam ich plötzlich, von Sentimentalität übermannt, Lust, es noch einmal zu lesen.
Als ich knapp zehn Jahre alt war, fuhr ich nach Borkum in Kur. Sechs Wochen Seeluft in der Hoffnung, dass sich meine kaputte Haut dann bessern würde, und ein einschneidendes Erlebnis für mich. Nicht alles war so schrecklich, wie man heute meinen sollte, vor allem die Kameradschaft unter den Kurkindern war gut, und für mich, die ich in meiner Klasse zuhause stark gemobbt wurde, war es eine Wohltat, endlich einmal unter anderen zu sein, denen es so ging wie mir. Aber ich hatte nur zwei Bücher mitnehmen dürfen, und zwei Bücher für sechs Wochen, das ist echt nichts. Also tauschten wir untereinander. Meine schlaue Freundin Kerstin hatte Die Unendliche Geschichte mitgebracht, ein Buch, an dem man sich lange festhalten konnte – und als ich die durchhatte und, das muss ich heute zugeben, die Hälfte nicht verstanden, lieh ich mir von einem anderen Mädchen auf unserem Zimmer Silberschweif und das Geheimnis der sieben Sterne aus.… Weiterlesen “Cécile Aubry: Silberschweif und das Geheimnis der sieben Sterne”