bookmark_borderLoni Crittenden: The Ancient’s Game

Ich habe dieses Jahr mehr Bücher gelesen als in irgendeinem anderen Jahr der letzten zwei Jahrzehnte, ich kratze an der Fünfzig-Buch-Marke und bin stolz darauf, und das allermeiste, was ich in diesem Jahr gelesen habe, habe ich auch rezensiert – aber hier habe ich jetzt ein Buch, bei dem ich mit der Frage hadere, ob ich ihm mit einer Rezension gerecht werden kann, ob ich es überhaupt rezensieren darf, denn ich bin mir nicht sicher: Ist diese Geschichte wirklich so unglaublich wirr? Oder habe ich sie einfach nur nicht verstanden?

Dabei habe ich mich nach der Ankündigung bei der Locked Library wie nur was auf dieses Buch gefreut. Eine Clockworkpunk-Story mit Zwanzigerjahreflair, das klang wie wirklich genau mein Buch. Und als es dann kam mit seiner wunderschönen Art Deco-Aufmachung, habe ich nicht lang gewartet, wollte nicht erst das Dutzend anderer Bücher, die ich derzeit angebrochen habe, zu Ende lesen, sondern habe mich schnell an die Lektüre gemacht. Ich dachte, das ziemlich groß gedruckte Buch kann ich innerhalb von drei Tagen locker runterlesen – aber so leicht hat es mir Loni Crittenden dann nicht gemacht. Andauernd habe ich zurückblättern müssen, um zu sehen, ob ich irgendetwas wichtiges überlesen oder übersprungen oder sonstwie verpasst hatte, und je weiter ich gekommen bin, desto größer wurde die Verwirrung, bis ich am Ende nicht einmal mehr sagen konnte, wie das Buch denn nun geendet hatte.

Sowas ist mir echt noch nie passiert. Ich halte mich für einen intelligenten, aufmerksamen Leser, und an der Sprache wird es auch nicht gelegen haben, ich lese Englisch flüssig und ohne Probleme und habe sprachlich alles verstanden – nur eben inhaltlich nicht.… Weiterlesen “Loni Crittenden: The Ancient’s Game”

bookmark_borderMakana Yamamoto: Hammajang Luck

Ich liebe ja meine Überraschungsbuchboxen. Nicht nur spülen sie mir schöne Bücher ins Haus, die ich mit Freuden anschauen und begrabbeln kann – ich bekomme auf diese Weise auch Lesestoff, auf den ich sonst vielleicht nie gekommen wäre. Natürlich, nicht alles davon haut mich dann aus den Socken, aber ich freue mich, auf diese Weise meinen Lesehorizont erweitern zu können. Und weil eine Box nicht genug ist, sind es inzwischen drei, die jeden Monat bei mir landen: The Locked Library, The Forbidden Wing, und mein persönliches Highlight, die Illumicrate-Box, die mir über das Buch hinaus noch ein paar Rumsteherlis und buchische Gimmix mitbringt. Die Bücher finde ich noch eine Spur schöner als die aus der Locked Library – aber auch wenn ich diese Box seit August bekomme, habe ich noch kein Buch daraus gelesen.

Diesen Herbst hatte ich einen Durchhänger, habe nur wenig gelesen, und komme erst langsam zurück auf die Beine, um mein Jahresziel von fünfzig Büchern doch noch schaffen zu können. Dafür hatte ich wieder mit dem Gamen angefangen, wollte versuchen, endlich Cyberpunk 2077 durchzuspielen – und genau in diese Situation hinein, als ich so richtig im Cyberpunk-Fieber war, kam die Illumicrate-Box und brachte mir Hammajang Luck von Makana Yamamoto. Und nachdem mich der Titel erst ratlos zurückließ – mein Englisch ist ja wirklich gut, aber das Wort Hammajang hatte ich noch nie gehört – klärte mich dann der Klappentext darüber auf, dass dieses Wort aus dem Hawaiianischen Pidgin stammt und so viel wie »durcheinander, chaotisch« bedeutet – und das Buch von einem großen Heist handelt, in einem Cyberpunk-Setting.… Weiterlesen “Makana Yamamoto: Hammajang Luck”

bookmark_borderKate Johnson: Hex and Hexability

Zwei Themen sind gerade literarisch total in: Hexen und Regency Romance. Warum also nicht hingehen und beides miteinander kombinieren, muss sich Autorin Kate Johnson gedacht haben, und so zog ich im Herbst aus der Locked Library das Buch Hex and Hexability. Mit Hexen hatte Johnson schon früher Erfahrung gemacht, Bücher veröffentlicht mit Titel wie Hex and the City und Hex Appeal – an historische Stoffe hatte sie sich, wie sie im Nachwort verrät, noch nie herangewagt. Aber sie hat offenbar ganz viel Bridgerton geschaut, wahrscheinlich auch das eine oder andere von Jane Austen gelesen, und auch sonst scheint sie ihre Zeit recherchiert zu haben, so dass ich ihr da keine Vorwürfe machen will – aber das Ergebnis wirkt unaugegoren, ein Konzept vom Reißbrett ohne viel dahinter, ein Buch, das nicht weiß, was es sein will, und auch das historische Setting wirkt weder authentisch noch greifbar.

Dabei will ich mich überhaupt nicht am Namen der Hauptfigur hochziehen. Die heißt Tiffany, eigentlich Theophania, und Johnson nimmt im Nachwort ausdrücklich Bezug auf das Tiffany-Paradox, das besagt, dass Leser:innen historischer Romane den Namen Tiffany viel zu modern finden, während er in Wirklichkeit im englischen Mittelalter gar nicht so selten war. Nur eben im Mittelalter. Hex and Hexability spielt aber 1815, als der Name längst an Verbreitung eingebüßt hatte, und für das Tiffany-Paradox kommt diese Argumentation eben sechshundert Jahre zu spät. Aber so lesen sich viele historische Elemente in diesen Buch: gut durchgeschüttelte Anachronismen, die oft zu modern anmuten für die Zeit, in der die Geschichte spielt.… Weiterlesen “Kate Johnson: Hex and Hexability”