bookmark_borderLeigh Bardugo: Shadow and Bone

Manchmal muss man viel Anlauf nehmen, nur um ein einziges Buch zu lesen. In meinem Fall ist es das Buch Six of Crows von Leigh Bardugo, das ich 2016 zum Geburtstag bekommen habe, postenwendend angefangen zu lesen – nur, um dann festzustellen, dass es sich um die zweite Geschichte handelt, die in dieser Welt angesiedelt ist, und dass ich, um das Ganze wirklich genießen zu können, erst einmal die davor angesiedelte Grisha-Trilogie lesen sollte. Flugs kaufte ich mir alle drei Bände, fing an zu lesen, aber es wollte mich nicht so recht packen, es sah aus wie viel, viel Arbeit, dafür, dass ich ja eigentlich ein ganz anderes Buch lesen wollte, und so kam ich die ersten fünfzig Seiten von Shadow and Bone nicht hinaus.

Letztes Jahr wollte ich mich dann endlich dransetzen – allein, das Buch war nirgends aufzufinden, im Regal klaffte eine Lücke, und das letzte, woran ich mich erinnerte, war, dass ich die Grisha-Bücher meinem Mann zu lesen gegeben hatte. Aber bei dem war das Buch auch nicht erst, als ich mich in diesem Jahr dran machte, das Chaos in unserem Haus in Angriff zu nehmen und mich ans große Aufräumen machte, tauchte Shadow and Bone wieder auf, völlig eingestaubt auf dem Fußboden am Grund eines Bücherstapels. Ja, ich schäme mich, dass es so weit kommen konnte, aber jetzt sieht das Zimmer wirklich viel besser aus, und bevor das Buch noch einmal verschwinden konnte, habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und es endlich gelesen. Und ich muss gestehen, ich hatte mir etwas mehr davon erwartet.… Weiterlesen “Leigh Bardugo: Shadow and Bone”

bookmark_borderKate Dylan: Until We Shatter

Genau ein Jahr ist es her, dass ich meine Liebe zum Lesen wiederentdeckt habe, und das Jahr war ein voller Erfolg. Genau fünfzig Bücher habe ich 2024 gelesen, und auch wenn mir nicht alle gefallen haben, war doch so viel Schönes dabei, dass es mein Leben bereichert hat. Genug, um auch 2025 daran anknüpfen zu wollen. Am liebsten würde ich noch ein paar mehr Bücher schaffen als im letzten Jahr – immerhin platzt das Haus immer noch vor Büchern aus allen Nähten, ist meine Wunschliste ungebrochen lang, und kommen weiterhin jeden Monat tolle neue Titel auf den Markt, so dass ich selbst mit einem Buch pro Woche nicht hinterherkommen werde. Das macht mir unnötigen Stress, aber ich will mich davon nicht zu sehr beeinflussen lassen. Und so bin ich zum 1. Januar mit einer neuen Lektüre ins neue Jahr gestartet, und einen besseren Start hätte ich mir wohl nicht wünschen können.

Nachdem ich Hammajang Luck gelesen hatte, war ich wieder ganz im Heist-Fieber. Und wie es so kommt, wartete schon der nächste Roman über einen raffinierten Raubzug auf mich, ebenfalls aus der Illumicrate-Box: Im Oktober hatte sie mir Kate Dylans Until We Shatter ins Haus gespült – aber wo Hammajang Luck in einer Cyberpunk-Zukunft spielt, hat Until We Shatter ein Fantasy-Setting, und das Team für den Heist hat nicht die üblicher Kombination aus Hacker, Schläger, Schwindler, Dieb und Mastermind, sondern eine Gruppe aus unterschiedlich magisch begabten Zauberwirkern, die sich nicht durch die Gedärme einer Raumstation arbeiten, sondern durch ein Schattenreich, in dem jeder Fehler sie in tausend Scherben zersplittern lassen kann.… Weiterlesen “Kate Dylan: Until We Shatter”

bookmark_borderLena Jeong: And Break the Pretty Kings

Entgegen meinen guten Vorsätzen zum Jahresbeginn habe ich dann doch nicht für jedes Buch, das ich gelesen habe, auch eine Rezension verfasst. Einmal war das mit Absicht: Es handelte sich um das Buch einer deutschen Autorin, das mich leider überhaupt nicht überzeugen konnte, und ich habe mich gegen eine Rezension entschieden, weil ich nicht die Autorin sein will, die über ihre direkten Konkurrenten herzieht. Sonst rezensiere ich ja überwiegend ältere Sachen oder Titel, die es überhaupt nicht auf Deutsch gibt, oder eine Kombination aus beidem – da habe ich kein Problem damit, auch mal sehr kritisch zu rezensieren: Da hat meine Rezi letztlich keine Auswirkungen auf den Buchmarkt, und niemand kann mir unterstellen, damit meine eigenen Verkäufe pushen zu wollen.

Drei Bücher habe ich schlichtweg nicht besprochen, weil ich im Herbst einen Durchhänger hatte, und als ich dann im Dezember wieder mit dem Rezensieren angefangen habe, war die Lektüre schon so lange her, dass ich mich nicht an jedes Detail erinnern konnte. Und aus dem gleichen Grund habe ich lange überlegt, ob ich dieses Buch, das letzte, das ich 2024 beendet habe, rezensieren will. Denn den Großteil des Buch, alles bis auf die letzten hundert Seiten, habe ich nicht im Dezember gelesen, sondern schon im Mai. Es hatte mich nicht genug gepackt, um es in einem Rutsch zu Ende zu lesen, aber als das Jahr sich gen Ende neigte und ich meine fünfzig Bücher noch nicht voll hatte, war ich froh, ein Buch zu haben, das ich in nur zwei Tagen fertig lesen konnte.… Weiterlesen “Lena Jeong: And Break the Pretty Kings”

bookmark_borderLaura Purcell: Moonstone

Ehe ich zum eigentlich hier rezensierten Buch komme, eine Anekdote aus meinem eigenen Autorenleben: Als 2013 mein Debütroman Das Puppenzimmer erschien, hatte mein Verlag als Vergleichstitel (»für Leser von …«) Julie Kagawa und ihre Iron Fey-Reihe rausgesucht – nicht der unpassendste Vergleich, schließlich ging es auch im Puppenzimmer um Feen, aber ich bat meinen Lektor, etwas anderes zu versuchen. Mein Buch kam als historischer Mysteryroman daher, dass Feen hinter allem stecken, sollte eine Überraschung bleiben, und ich konnte ausnutzen, dass ich Debütant war und niemand wusste, dass ich Fantasyautorin bin: Und mein Lektor verstand, was ich meinte, der Verlag spielte mit, und es gelang uns, die Feen bis zur dramatischen Enthüllung geheimzuhalten. Natürlich überzeugte das nicht jede:n Leser:in, aber es passte zum Buch, das wie ein ganz klassischer Gaslichtroman daherkam und sich erst langsam zur Fantasygeschichte wandelte, und elfeinhalb Jahre später bin ich immer noch stolz auf diesen Kniff.

Genau so etwas hätte Moonstone gebraucht. Moonstone tut sein Bestes, bis zum Ende geheimzuhalten, was für eine mysteriöse Krankheit die arme Lucy quält, was für eine Bestie die Dorfbevölkerung in Angst hält, ergeht sich in Andeutungen, die zugegeben sehr, sehr deutlich sind, aber es versucht es immerhin – nur, um dann komplett hochgenommen zu werden von Marketing, Aufmachung und Klappentext. So, so, so schade! Das Buch hätte mir so viel besser gefallen, hätten Autorin und Verlag das Spiel mit dem Geheimnis durchgezogen. So verliert das Buch, noch bevor man es aufgeschlagen hat, leider alles, was es spannend gemacht hätte. Und wird so leider durch und durch vorhersehbar.… Weiterlesen “Laura Purcell: Moonstone”

bookmark_borderLoni Crittenden: The Ancient’s Game

Ich habe dieses Jahr mehr Bücher gelesen als in irgendeinem anderen Jahr der letzten zwei Jahrzehnte, ich kratze an der Fünfzig-Buch-Marke und bin stolz darauf, und das allermeiste, was ich in diesem Jahr gelesen habe, habe ich auch rezensiert – aber hier habe ich jetzt ein Buch, bei dem ich mit der Frage hadere, ob ich ihm mit einer Rezension gerecht werden kann, ob ich es überhaupt rezensieren darf, denn ich bin mir nicht sicher: Ist diese Geschichte wirklich so unglaublich wirr? Oder habe ich sie einfach nur nicht verstanden?

Dabei habe ich mich nach der Ankündigung bei der Locked Library wie nur was auf dieses Buch gefreut. Eine Clockworkpunk-Story mit Zwanzigerjahreflair, das klang wie wirklich genau mein Buch. Und als es dann kam mit seiner wunderschönen Art Deco-Aufmachung, habe ich nicht lang gewartet, wollte nicht erst das Dutzend anderer Bücher, die ich derzeit angebrochen habe, zu Ende lesen, sondern habe mich schnell an die Lektüre gemacht. Ich dachte, das ziemlich groß gedruckte Buch kann ich innerhalb von drei Tagen locker runterlesen – aber so leicht hat es mir Loni Crittenden dann nicht gemacht. Andauernd habe ich zurückblättern müssen, um zu sehen, ob ich irgendetwas wichtiges überlesen oder übersprungen oder sonstwie verpasst hatte, und je weiter ich gekommen bin, desto größer wurde die Verwirrung, bis ich am Ende nicht einmal mehr sagen konnte, wie das Buch denn nun geendet hatte.

Sowas ist mir echt noch nie passiert. Ich halte mich für einen intelligenten, aufmerksamen Leser, und an der Sprache wird es auch nicht gelegen haben, ich lese Englisch flüssig und ohne Probleme und habe sprachlich alles verstanden – nur eben inhaltlich nicht.… Weiterlesen “Loni Crittenden: The Ancient’s Game”

bookmark_borderLindsey Kelk: The Bell Witches

Sage ich, Hexen sind in? Hexen sind so sehr in, dass mir die Locked Library jetzt den zweiten Monat in Folge einen Roman geschickt hat, in dem eine junge Frau erfährt, dass sie in Wirklichkeit eine Hexe ist – diesmal aber immerhin nicht mit einem historischen Setting, das wäre dann doch zu viel der Wiederholung gewesen, sondern zeitgenössisch. The Bell Witches ist der erste Band einer Trilogie, aber zumindest hinreichend in sich abgeschlossen, sodass man das Buch auch lesen kann, ohne gleich händeringend auf die noch nicht angekündigte Fortsetzung zu warten oder absolut unbefriedigt zurückzubleiben. Und obwohl mich doch nicht alles an der Geschichte überzeugen konnte und vieles doch ziemlich vorhersehbar war, habe ich das Buch doch mit Vergnügen gelesen.

Hauptfigur ist hier die sechzehnjährige Emily, die nach dem Unfalltod ihres Vaters zu ihrer bis dato unbekannten Großmutter nach Savannah, Georgia kommt – was sich trotz der Tatsache, dass Emily ihr kurzes Leben lang schon in den verschiedensten Ländern gelebt hat, immer noch als Kulturschock herausstellt. Schließlich hat sie zuletzt in einem walisischen Cottage gelebt, und jetzt überfordern sie sowohl das Klima als auch die Art der Leute, ganz zu schweigen vom Sweet Tea. Da Lindsey Kelk aber mit diesem Buch eine Liebeserklärung an Savannah erschaffen hat, freundet sich auch Emily schnell mit ihrem neuen Zuhause an, findet gute Freunde und tut am Ende alles, um ihre neue Heimat vor einer Katastrophe zu bewahren – die sie, so klar ist die Prophezeiung da nicht, möglicherweise selbst heraufbeschworen hat.

Prophezeiung? Genau. Emily erfährt im Laufe des Buches nämlich nicht nur, dass sie wie so viele Frauen in ihrer Familie eine Hexe ist – nein, sie ist auch noch die mächtigste Hexe seit Menschengedenken, bestimmt, Großes zu erreichen – oder eben großes Unheil zu bringen.… Weiterlesen “Lindsey Kelk: The Bell Witches”

bookmark_borderKate Johnson: Hex and Hexability

Zwei Themen sind gerade literarisch total in: Hexen und Regency Romance. Warum also nicht hingehen und beides miteinander kombinieren, muss sich Autorin Kate Johnson gedacht haben, und so zog ich im Herbst aus der Locked Library das Buch Hex and Hexability. Mit Hexen hatte Johnson schon früher Erfahrung gemacht, Bücher veröffentlicht mit Titel wie Hex and the City und Hex Appeal – an historische Stoffe hatte sie sich, wie sie im Nachwort verrät, noch nie herangewagt. Aber sie hat offenbar ganz viel Bridgerton geschaut, wahrscheinlich auch das eine oder andere von Jane Austen gelesen, und auch sonst scheint sie ihre Zeit recherchiert zu haben, so dass ich ihr da keine Vorwürfe machen will – aber das Ergebnis wirkt unaugegoren, ein Konzept vom Reißbrett ohne viel dahinter, ein Buch, das nicht weiß, was es sein will, und auch das historische Setting wirkt weder authentisch noch greifbar.

Dabei will ich mich überhaupt nicht am Namen der Hauptfigur hochziehen. Die heißt Tiffany, eigentlich Theophania, und Johnson nimmt im Nachwort ausdrücklich Bezug auf das Tiffany-Paradox, das besagt, dass Leser:innen historischer Romane den Namen Tiffany viel zu modern finden, während er in Wirklichkeit im englischen Mittelalter gar nicht so selten war. Nur eben im Mittelalter. Hex and Hexability spielt aber 1815, als der Name längst an Verbreitung eingebüßt hatte, und für das Tiffany-Paradox kommt diese Argumentation eben sechshundert Jahre zu spät. Aber so lesen sich viele historische Elemente in diesen Buch: gut durchgeschüttelte Anachronismen, die oft zu modern anmuten für die Zeit, in der die Geschichte spielt.… Weiterlesen “Kate Johnson: Hex and Hexability”