bookmark_borderCatherine Fisher: Incarceron

Ich will keine Eigenwerbung machen. Dieses Blog handelt von den Büchern, die ich lese, nicht von denen, die ich schreibe, und da ich bis heute kein Buch am Markt habe, von meinen Exkursen als Selbstverleger vor fünf Jahren mal abgesehen, sollte ich ganz kleine Brötchen backen. Aber hier kann ich nicht anders, als dieses hier mit einem meiner eigenen Werke zu vergleichen, und obwohl ich völlig zufrieden damit bin, wenn ich ein Buch auf Englisch lesen kann, ist es diesmal ein Jammer, dass Incarceron noch keinen deutschen Verlag gefunden hat: Es würde für mich die Chance, meine Gauklerinsel an den Mann zu bringen, deutlich erleichtern, denn dann könnte ich sagen: »Wenn überhaupt, kann man es mit Incarceron vergleichen, das passt auch in keine Schublade und folgt keinem Trend und ist doch ein Bestseller, der sich in viele Sprachen verkauft hat.«

Nun gibt es bekanntlich keine Gerechtigkeit auf der Welt, und nur weil diese renommierte Autorin, die schon einen Haufen erfolgreicher Bücher am Markt hatte, so etwas schreiben kann, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch darf. Trotzdem, auch mit meinem unverkauften Lieblingswerk im Hinterkopf habe ich die Lektüre genossen, und selbst wenn es mit meinen Gauklern nicht klappen sollte, werde ich mich trotzdem freuen, dass es wenigstens dieses eine Buch geschafft hat. Wie ich über dieses Buch gestolpert bin, kann ich nicht mal sagen – es war über eine »Leser, die dieses gekauft haben, kauften auch…« bei Amazon, aber von welchem Titel das ausging, weiß ich nicht mehr. Es wäre interessant – denn außer meinem eigenen kenne ich keines, das man mit Incarceron vergleichen könnte.… Weiterlesen “Catherine Fisher: Incarceron”

bookmark_borderSara Gruen: Water for Elephants

Mein Verhältnis zum Zirkus ist gespalten. Ich mag nicht die Umstände, unter denen dort Tiere gehalten werden – selbst Zooanlagen aus dem neunzehnten Jahrhundert scheinen da noch artgerechter zu sein – und die Art, wie massiv einige Zoos in Fußgängerzonen um Geld betteln, immer mit der Mitleidsmasche, dass sonst die Tiere hungern müssen… Wirklich, wenn ich einen Clown mit einem Pony sehe, mache ich einen großen, großen Bogen darum. Auch für die klassische Zirkusromantik bin ich nicht zu gewinnen, zumindest heute nicht mehr – als Kind bin ich zu Karneval begeistert als Seiltänzerin und Dummer August gegangen, und die allererste Geschichte, die ich im Alter von sieben oder acht Jahren zu schreiben begonnen habe, handelte von einem Zirkus, entflohener Löwe inklusive. So sehr mich auch die Schicksale der Freak in den Sideshows interessieren, für die gefeierte Serie Carnivale konnte ich mich nicht begeistern, und die Aussicht, ein Buch zu lesen, das von einem Zirkus zur Zeit der Weltwirtschaftskrise handelt, hätte mich ebenso wenig angesprochen. Und doch habe ich mir genau das gekauft, und es gelesen, mit Freude.

Was mich geködert hat, waren die Elefanten. Ich liebe Elefanten. Sicher, ich habe eine ganze Reihe von Lieblingstieren, Goldhamster und Axolotl und Quallen, aber die größte Faszination üben Elefanten auf mich aus – ihre Größe. ihre Intelligenz, ihr Sozialverhalten, und ihre Schicksale. In der Wikipedia, deutsch wie englisch, habe ich jeden einzelnen Artikel der Kategorie ‘Individueller Elefant’ verschlungen. Zoo- und Menagerieelefanten, gequält und bewundert und kaum totzukriegen. Elefanten, die als Mörder hingerichtet oder während einer Belagerung mit Hungersnot geschlachtet und gegessen wurden – Jumbo, Castor und Pollux, Chunee, Topsy, Tuffi, und natürlich Birma und Mapalay, die Elefanten meiner Kindheit.… Weiterlesen “Sara Gruen: Water for Elephants”

bookmark_borderKendare Blake: Anna Dressed in Blood

Seit jeher bekommt man mich mit einer guten Geistergeschichte immer zu packen. Schon als Kind war ich Fan von Geister und Skeletten und Spukhäusern, und ich liebte es, meiner jüngeren Schwester abends Schauergeschichten vorzulesen – während meine Schwester das gar nicht so sehr liebte und mir heute noch manchmal vorwirft, was für Alpträume und schlaflose Nächte sie deswegen durchstehen müsste. Da meine Schwester auch noch Anna heißt, weiß ich jetzt schon, dass dieses Buch nichts für sie wäre, während ich schon dem Titel nicht widerstehen konnte. Beworben als klassische Junge-trifft-Mädchen, Mädchen-tötet-Leute-Geschichte, schraubte sich Anna Dressed in Blood ganz nach oben auf meine Das-muss-ich-lesen-Liste, auch wenn es bedeutete, zwei Wochen länger auf die Buchbestellung, in die ich meine Steuerrückzahlung umgewandelt hatte, warten zu müssen, weil ausgerechnet dieser Titel gerade nicht lieferbar war. Das Paket kam, endlich, ich fing an zu lesen, und da, als ich mitten in der Nacht die Zimmertür meines Freundes gehen hörte, laut schrie, als mir der dunkle Schatten im Flur entgegen kam, denke ich, als Gruselroman hat dieses Buch seinen Zweck sicher gut erfüllt. Und doch, es krank an den verschiedensten Stellen, und ein richtig gutes Buch ist es sicher nicht geworden.

Schon von der Prämisse her klingt die Geschichte so sehr nach der Fernsehserie Supernatural, dass ich geneigt bin, an einen Abklatsch zu glauben. Cas jagt Geister wie sein Vater vor ihm und alle anderen Vorfahren, und da ein namenloses Übel vor zehn Jahren den Vater zerfleischt hat, war der Junge gezwungen, schon als Teenager dem Ruf des Blutes zu folgen und sein Erbe anzutreten.… Weiterlesen “Kendare Blake: Anna Dressed in Blood”

bookmark_borderJulie Kagawa: The Iron King

Ich mag Feen. Wirklich. Schon immer. Als Jugendliche durfte ich das nicht zugeben, weil das zu mädchenhaft war und mir darum genauso verhasst wie rosa und Prinzessinnen, und als ich mich in diese zauberhaften kleinen »Flower Fairy«-Puppen verliebte und nicht widerstehen konnte, sie mir zu kaufen, habe ich sie schnell meiner Schwester geschenkt, ehe jemand auf dumme Gedanken kam. Aber jetzt bin ich groß und stehe über den Dingen, und ich darf sagen, ich mag Feen. Ich mag sie mehr als Vampire, weil sie vielseitiger sind, und ich mag sie mehr als Engel, weil ihnen Gut und Böse egal sein können. Im letzten Winter habe ich ein Feen-Buch geschrieben, Geigenzauber, das gerade auf Verlagssuche ist, und ich schreibe gerade an einem Feen-Buch, Das Haus der Puppen, um direkt einen Nachfolger in der Hinterhand zu haben. Nur gelesen habe ich noch kein Feen-Buch, wenn man von den Regelwerken des Rollenspiels Changeling – the Dreaming mal absieht. Als ich also im wilden Kaufrausch auf eine Reihe mit Namen The Iron Fey stieß, gab es kein Halten mehr, und ich habe mir den ersten Band nicht nur bestellt, sondern ihn auch noch gleich gelesen.

Wie schon bei The Summoning muss ich erwähnen, dass ich ein Neuling im Gebiet des romantischen Fantasybuchs für Mädchen bin, da ich zeitlebens um Romantik einen Bogen gemacht habe – zu mädchenhaft, siehe oben – aber anders als bei erstgenanntem Buch, das doch mehr Mystery ist als Romanze, schlägt hier das phantastische Mädchen-trifft-höheres-Wesen voll durch. Also nur ein weiterer Twilight-Klon?… Weiterlesen “Julie Kagawa: The Iron King”

bookmark_borderKelly Armstrong: The Summoning

Um Aktuelles, und insbesondere um Bestseller, habe ich seit jeher einen Bogen gemacht, unwillens, mir von Markt oder Marketing vorschreiben zu lassen, was ich zu lesen habe. Aber jetzt hat sich das Blatt ein wenig gewandelt. Zunächst einmal kann ich vermelden, dass ich meine Arbeit verloren habe, und was grundsätzlich eine Menge Unannehmlichkeiten mit sich bringt, bedeutet auf der anderen Seite, dass ich jetzt zumindest wieder viel Zeit zum Lesen habe, zum Schreiben und zum Rezensieren, weswegen es meine erste Tat ist, das Blog wiederzubeleben und mit neuen Inhalten zu füllen. Ich bin aber nicht mehr so arm wie bei meiner letzten Arbeitslosigkeit, wo ich von weniger als dem Hartz IV-Regelsatz leben musste, und konnte mir den Luxus herausnehmen, wieder Bücher zu kaufen. Viele Bücher. Schon aus der Vorfreude heraus, endlich wieder Zeit zum Lesen zu haben… Und da ich als Autorin wissen möchte, was meine Zielgruppe denn so liest – gerade wenn ich Jugendbücher schreibe, ist es zwar schön, das zu schreiben, was ich in dem Alter selbst gern gelesen hätte, aber man darf nicht vergessen, dass zwischen meiner Zielgruppe und mir mehr als zwanzig Jahre liegen. Zeiten ändern sich. Bücher und Geschmäcker auch.

So habe ich mir ein Dutzend interessanter zeitgenössischer Bücher bestellt – allesamt Kram, der mich grundsätzlich anspricht, denn ich habe immer noch keine Lust, etwas zu lesen, das ich nicht mag: Also keine Vampirromanzen, aber Geschichten über Feen, Geister und das Außergewöhnliche. Dann stand ich da mit einem Stapel Bücher, und musste doch erst einmal schlucken.… Weiterlesen “Kelly Armstrong: The Summoning”

bookmark_borderAlan Bradley: Mord im Gurkenbeet

Dieses Buch war gewissermaßen ein Kollateralschaden. Ich hatte schon lange keine Buchhandlung mehr betreten, als wir Anfang Februar in Hamburg wie ein durchgeknallter Mob durch Harburgs Buchläden zogen, um zu sehen, wo überall Die Blutgabe vorrätig war, das Buch meiner Freundin Grey, das in diesen Tagen veröffentlicht wurde. Wir, das war ein ganzer Haufen an Autoren, sieben oder acht Leute, und leider hatten die meisten Läden das Buch noch nicht vorrätig – aber dafür stieß ich auf die mir völlig unbekannte Flavia de Luce und ihren ersten Fall, Mord im Gurkenbeet. Das Buch sah ansprechend aus, ich las den Klappentext, und packte es bei nächster Gelegenheit zusammen mit seiner Fortsetzung auf meinen Wunschzettel. Und ich hatte Glück: Zu meinem Geburtstag im April bekam ich es von meiner Schwester geschenkt. Dass ich es jetzt vor der Blutgabe rezensiere, ist letztlich ungerecht, aber dafür kenne ich hier den Autor nicht und muss auch nicht Angst haben, was er von meiner Rezension halten könnte.

Normalerweise, vor allem, wenn ich mir Bücher zulege und sie nicht nur aus der Bücherei hole, achte ich darauf, englische Bücher im Original zu lesen – zu oft habe ich mich schon über schlechte Übersetzungen geärgert. Bei Flavia habe ich eine Ausnahme gemacht: Zwar finde ich den englischen Titel, The Sweetness at the Bottom of the Pie großartig und besser als den Deutschen – dafür ist die Aufmachung der deutschen Ausgabe so viel schöner, dass ich dieses Mal nach Auge entschieden habe. Hier zeigt das Cover ein strenges kleines Mädchen mit Zöpfen, die ein wenig aussieht wie Wednesday Adams – und tatsächlich sieht sie mehr wie Wednesday Adams aus als wie Flavia de Luce, die.… Weiterlesen “Alan Bradley: Mord im Gurkenbeet”

bookmark_borderTom McNab: Trans-Amerika

Zu sagen, dass ich aus der Form bin, ist sicher falsch – es würde implizieren, daß ich jemals in Form war. Tatsächlich ist alles Sportliche mir seit jeher fremd. Meine Bestzeit für einen Dauerlauf von einem Kilometer liegt irgendwo im Fünf-Minuten-Bereich, und das war vor fünfzehn Jahren – ich komme aus der Puste, ehe ich auch nur die erste Runde gedreht habe, und es war auch noch nie mein Ehrgeiz, gut in Sport zu sein. Ich habe den Preis dafür gezahlt in Form von Mobbing und Prügeln, da will ich jetzt zumindest in Würde unsportlich sein dürfen. Aber man wird weder jünger noch dünner, und daß ich auf der Arbeit nicht ohne Verschnaufpause die Treppen hochkomme, bekümmert mich, also, ich habe beschlossen, etwas für meine Fitness zu tun. Acht Monate Vollzeitarbeit haben ihr Möglichstes getan, mich in einen schlaffen Sack zu verwandeln – jetzt arbeite ich nur noch Halbtags, und der Rest der Zeit soll mir zur körperlichen wie geistigen Ertüchtigung dienen. Das wichtigste dafür habe ich schon geschafft: Ich habe Trans-Amerika von Tom McNab gelesen, die Bibel der Langstreckenläufer, wie mir der Prospekt der Büchergilde versprochen hat.

Knapp 550 Seiten erfordern Fitness und Ausdauer auch als Leser, aber der Autor war nicht nur Leistungssportler und Trainer, sondern auch Motivationscoach: Und so ist es ihm ein Leichtes, den Leser bei der Stange zu halten. Spannend ist das Buch, und obwohl es 1931 spielt und 1982 erstmals veröffentlicht wurde, ist es auch ausgesprochen aktuell: Die trüben Zeiten der Wirtschaftskrise haben uns doch alle irgendwie wieder eingeholt, und was hilft dagegen besser als Durchhalteparolen – ich will nicht sagen »Yes, we can«, aber es liegt mir auf den Lippen: Meistens ist der Satz ja unangebracht, und im Zusammenhang mit einem Dauerlauf von 5.000 Kilometern quer durch die Vereinigen Staaten kann er aus vielen Mündern kommen, aber nicht aus meinem.… Weiterlesen “Tom McNab: Trans-Amerika”