bookmark_borderWilliam Sutcliffe: Der Zirkus der Diebe und die lausige Lotterie

Es ist bestimmt an die vierzig Jahre her, dass ich zuletzt im Zirkus war, und es hat mir auch nicht gefehlt – ich habe zu viel daran auszusetzen, unter welchen Bedingungen dort Tiere gehalten werden oder wie aggressiv Zirkusse im Winter mit traurig aussehenden Ponys in der Fußgängerzone um Spenden werben. Aber das ändert nichts daran, dass ich gern über Zirkusse in Büchern lese – da kommen keine echten Tiere zu schaden, da sind spektakuläre Stunts möglich, da ist alles nochmal so laut und bunt wie in Wirklichkeit. 2011 habe ich Water for Elephants sehr gern gelesen, auch wenn mich dann die Verfilmung nicht mehr gereizt hat, aber das war dann auch das letzte Zirkusbuch, das ich gelesen habe.

Über die Jahre, während derer ich nicht gelesen habe, sind hier einige Zirkusbücher angelaufen, und das erste davon habe ich mir jetzt vorgenommen – ich wollte ein Kinderbuch lesen, das nicht zu viel geistige Anstrengung verlangte, und da sah Der Zirkus der Diebe und die lausige Lotterie des Briten William Sutcliffe wie die richtige Wahl aus. Das Buch hatte ich mir vor Jahren mal über die Büchergilde Gutenberg bestellt und dann doch nur unbesehen ins Regal gestopft – jetzt war seine Zeit gekommen. Und der Klappentext klang vielversprechend, mit einem Zirkus, der eigentlich nur ein Ablenkungsmanöver für die ausgeklügelten Diebestouren seiner Mitglieder darstellt: Das ist mal etwas anderes als die Geschichte vom ausgekommenen Löwen, die ich selbst mit acht Jahren unter dem Titel Zirkus in der Stadt zu Papier gebracht habe!

Aber tatsächlich ist jetzt Klappentext schuld, dass ich an dem Buch nicht so viel Freude hatte, wie ich gerne gehabt hätte.… Weiterlesen “William Sutcliffe: Der Zirkus der Diebe und die lausige Lotterie”

bookmark_borderJennifer Chambliss Bertman: Mr. Griswolds Bücherjagd – Das Spiel beginnt

Zu den Dingen, die ich für alle Zeit bereuen werde, gehört, dass ich keine Drei Fragezeichen-Autorin geworden bin. Ich war in meiner Kindheit ein großer Fan der Serie, und 2005 hatte ich die Chance meines Lebens, als eine befreundete Autorin aus dem Drei Fragezeichen-Team mir den Kontakt zur Redakteurin herstellte. Ich verfasste ein Exposé und drei Probekapitel für meinen ersten Fall, telefonierte mit der Redakteurin und hatte das Ganze fast in trockenen Tüchern, als ich – damals noch Vollzeit-Berufstätig – eine neue Stelle als Buchhändlerin bekam und eine Rückzieher machte, weil ich mir nicht zutraute, neben der Arbeit noch innerhalb von drei Monaten ein Romanmanuskript von 128 Seiten abzuliefern. Die Stelle verlor ich in der Probezeit, aber die Fragezeichen-Chance war vertan – und ich beiße mich immer noch in den Hintern deswegen.

In diesem Buch, das nie über die drei Leseprobe hinausgekommen ist, verfolgen die Drei Fragezeichen eine Spur, die ihren Anfang mit einer verschlüsselten Botschaft in einem Büchereibuch den Anfang nimmt. Ein anderer Fall, den ich schreiben wollte, drehte sich um eine neu aufgetauchte Poe-Handschrift, die aus einem verschlossenen Raum verschwindet. Und überhaupt hatte ich meinen bibliophilen Tendenzen und meinem Insiderwissen aus Buch- und Verlagswesen in meinen Plänen etwas zu großen Anteil eingeräumt, weswegen die Redakteurin am Telefon auch schon meinte, das müsse deutlich reduziert werden, damit es für die lesenden Kinder noch interessant bleibt. Und das, obwohl Bob in der Bibliothek jobt und ich, aus dem Bibliothekswesen kommend, da endlich wohlrecherchierten Realismus reinbringen konnte!

Hätte ich diese beiden Bücher wirklich geschrieben und veröffentlicht, ich hätte jetzt Jennifer Chambliss Bertman vorwerfen müssen, mir meine Ideen geklaut zu haben, so sehr hat mich Mr.Weiterlesen “Jennifer Chambliss Bertman: Mr. Griswolds Bücherjagd – Das Spiel beginnt”

bookmark_borderKiersten White: Haunted Holiday

Anfang März habe ich den ersten Band der Sinister Summer-Reihe gelesen, und während ich es bis heute noch nicht geschafft habe, den Abschlussband von Geraldine Harris‘ Seven Citadels zu lesen, habe ich es geschafft, diese Kinderbuchreihe jetzt abzuschließen. Und ich habe es nicht bereut. Während mir der vierte Band, Menacing Manor, nicht ganz so gut gefallen hatte wie die anderen Teil der Serie, hat Kiersten White mit dem letzten Teil wieder zu alter Form zurückgefunden. Was sich über vier Bände entwickelt hat, wird im fünften zu einem würdevollen und runden Abschluss gebracht: Und wo es vordergründig von drei Geschwistern handelt, die ihre verschwundenen Eltern suchen und nach einer Reihe spannender Abenteuer mit übernatürlichem Touch auch finden, geht es eigentlich um so viel mehr – drei verschrobene Jugendliche, allen voran der von zahlreichen Phobien geplagte Alexander und seine Zwillingsschwester Theo, die wahrscheinlich eine Form von ADHS hat, die aus ihren Anderssein Stärke schöpfen und lernen, für sich selbst und die, die ihnen am Herzen liegen, aufzustehen.

Nachdem ihr Sommer die Sinister-Winterbottom-Geschwister schon durch Spaßbad, Wellness-Hotel, Sommerlager und Wissenschaftscamp gearbeitet haben, ist im Abschlussband die Krönung aller Touristenfallen dran: Nichts geringeres als ein Freizeitpark bildet die Kulisse für das große Finale, aber bis sich vor dem nächtlich angestrahlten Riesenrad ein riesiger Roboter und ein nicht minder großer Kraken den großen Endkampf liefern können, muss viel passieren – und die Frage, wer gut ist und wer böse, wer recht hat und wer nicht, wird immer wieder neu gestellt, neu beantwortet, bis am Ende die Geschwister, aber auch die Lesenden selbst, die Antworten darauf gefunden haben.… Weiterlesen “Kiersten White: Haunted Holiday”

bookmark_borderKiersten White: Menacing Manor

Auf dieses Buch hätte ich beinahe ein halbes Jahr warten müssen. Das zumindest war die Meldung des großen Online-Buchhändlers, bei dem ich das »sofort lieferbare« Buch im März bestellt hatte: Das einzige noch verfügbare Exemplar wurde beim Transport beschädigt, ging zurück, und eine Neulieferung wurde angesetzt – terminiert zwischen Juni und September. Ich schimpfte, ich fluchte, doch ich hatte nicht die Energie, mich dahinterzuklemmen und die Bestellung zu stornieren, und so stellte ich mich auf eine lange Wartezeit ein, bis ich Kiersten Whites Sinister Summer-Reihe würde weiterlesen können. Drei Bände hatte ich regelrecht verschlungen – auf den vierten freute ich mich besonders, strahlte der doch klassische Spukhaus-Vibes aus und hieß auch schön verheißend Menacing Manor.

Und ich hatte Glück: Gute zwei Monate vor dem frühsten anvisierten Nachlieferungstermin kam das Buch bei mir an und wurde, wie schon seine Vorgänger, eingeatmet. Aber nicht alle Bücher in einer Reihe können gleich gut sein. Es ist immer der eine Band darunter, der einem dann nicht ganz so gut gefällt wie die anderen, und ich muss sagen, dass für mich Menacing Manor doch ein bisschen hinter den anderen Teilen zurückbleibt, vor allem als Nachfolger des brillanten Camp Creepy, das mir doch wirklich sehr gut gefallen hatte. Ich nehme es nicht persönlich und freue mich auch schon auf den fünften und letzten Band der Reihe: Der liegt schon hier bereit, und ich freue mich darauf, ihn zu lesen. Und es ist nicht so, als ob Menacing Manor kein gutes Buch geworden wäre – es ist einfach nur nicht der beste Teil der Serie.… Weiterlesen “Kiersten White: Menacing Manor”

bookmark_borderKiersten White: Camp Creepy

Ich bin nicht der sozialste aller Menschen, und das war ich schon als Kind. Allein, in einer Ecke, mit einem Buch konnte ich den ganzen Tag verbringen – in den Ferien auch gerne mal den ganzen Tag, wenn man mich ließ. Viele Freunde hatte ich nicht. Trotzdem – oder gerade deswegen – bin ich nicht weniger als dreimal in den Ferien in einer Art Sommercamp gewesen. Ich hatte die Hoffnung, dass ich da, wo alle als Fremde ankamen, Freunde finden würde. Und tatsächlich war ich in diesen Lagern kein Außenseiter, hatte Spaß und Spielgefährten, es hat nur nie über die Grenzen des Camps hinaus gehalten. Zweimal war ich im Zeltlager mit dem Jugendrotkreuz, einmal mit der Arbeiterwohlfahrt in einem niederländischen Holzhüttendorf, und das war es wohl, was am nächsten an die typisch amerikanischen Summercamps heranreicht.

Trotzdem war meine Assoziation, als ich las, dass der dritte Band von Kiersten Whites Sinister Summer-Reihe in einem Summercamp spielt, nicht der Aufenthalt in Heino, aus dem ich als Zehnjährige mit Kopfläusen nach Hause gekommen bin, sondern ein Lied: Little Boxes, 1962 von der Liedermacherin Malvina Reynolds geschrieben, eine satirische Betrachtung des amerikanischen Mittelstands, in es heißt »And the children go to summer camp, and then to the university, where they are put in boxes and they come out all the same«. Und mit diesem Ohrwurm im Hinterkopf begann ich die Lektüre von Camp Creepy, nicht ahnend, dass ich damit DEN Soundtrack für dieses Buch schlechthin gefunden hatte.

Nach einem Goth-Spaßbad und vampirischen Wellnesshotel begegnet den Sinister-Winterbottom-Zwillingen Theo und Alexander und ihrer großen Schwester Wil in ihrem dritten Abenteuer das Fürchterlichste überhaupt: die Normalität.… Weiterlesen “Kiersten White: Camp Creepy”

bookmark_borderKiersten White: Vampiric Vacation

Nachdem ich den ersten Band der Sinister Summer-Reihe von Kiersten White gelesen hatte, wusste ich, dass ich wissen wollte, wie es weitergeht. Sofort. Und um nicht lange mehr warten zu müssen und die Möglichkeit zu haben, die restlichen vier Bände in einem Rutsch runterzulesen, habe ich sie mir dann kurzentschlossen alle auf einmal bestellt. Auf Wretched Waterpark hatte ich zwei Wochen warten müssen – für die Bände zwei bis fünf fehlte mir diese Geduld. Alle Teile waren sofort lieferbar, ankomme Samstag, und so wurden sie auch alle bestellt, froh, von einigen davon das letzte Exemplar am Lager erwischt zu haben. Aber wie so oft kam es anders, als man denkt. Die Bände zwei, drei und fünf kamen bei mir an, nicht erst am Samstag, sondern schon am Freitag. Buch vier hingegen, das letzte seiner Art … wurde im Versand beschädigt. Und ging zurück. Und als nächstes sagte mir die Shopseite, dass eine Ersatzlieferung veranlasst worden wäre. Für September.

Ehrlich, ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Das war eine Wendung, wie sie aus einem der Bücher hätte stammen können. Und jetzt darf ich mich mit dem Kundendienst herumschlagen, um mein Geld zurückzubekommen, das Buch bei einem anderen Händler bestellen, der es zumindest in ein paar Wochen bekommen kann und nicht erst in sechs Monaten, und werde bis dahin warten müssen. Und ich weiß jetzt schon, dass auch Band drei mit einem Cliffhänger enden wird, wie die Teile eins und zwei. Denn Band zwei habe ich, ungeduldig, wie ich bin, natürlich sofort gelesen, wieder in einem Rutsch, und das auch wieder nicht bereut.… Weiterlesen “Kiersten White: Vampiric Vacation”

bookmark_borderKiersten White: Wretched Waterpark

Nachdem mir Hide von Kiersten White vor ein paar Wochen so gut gefallen hatte, habe ich mir angeschaut, was die Autorin noch so geschrieben hat, und stieß auf die Sinister Summer-Serie, eine fünfbändige Reihe von Kinderbüchern ab zirka zehn Jahren, also auf den ersten Blick nicht mit dem brutalen Mystery-Thriller für Erwachsene zu vergleichen – aber wie Hide mit seinem verlassenen Freizeitpark spielen auch die einzelnen Bände dieser Serie in gruseligen Touristenattraktionen, und wie ich nicht müde werde zu betonen, finde ich diese Thematik toll. So war der erste Band der Abenteuer der Sinister-Winterbotto-Geschwister, Wretched Waterpark, schnell bestellt – und langsam geliefert.

In Internet-Zeiten ist man ja dran gewöhnt, ein Buch, auch eines aus Amerika, innerhalb weniger Tage im Haus zu haben, aber hier musste ich mich schon freuen, eine Lieferzeit von nur zwei bis vier Wochen in Kauf zu nehmen – bei einem anderen großen Onlinehändler hätte ich sogar sechs Monate Lieferzeit gehabt. Am Ende waren es dann nur knapp mehr als zwei Wochen. Heute ist das Buch also angekommen, und ich kann stolz verkünden, die nächste Errungenschaft freigeschaltet zu haben, als ich die 235 Seiten in einem Tag fertiggelesen zu haben. So etwas war früher eine Selbstverständlichkeit für mich, aber nach der langen Lesepause finde ich nur langsam zu alter Form zurück. Aber Kiersten White schreibt so fesselnd, dass es mir leichtgefallen ist, mich ein paar Stunden am Stück hinzusetzen und das Buch in einem Rutsch zu verschlingen.

Tatsächlich gibt es viele Parallelen zwischen Hide und dem im gleichen Jahr erschienenen Wretched Waterpark.… Weiterlesen “Kiersten White: Wretched Waterpark”