bookmark_borderSamantha Sotto Yambao: Water Moon

In den letzten Jahren sind sie inflationär aus dem Boden gesprossen: Kuschelige Romane über kuschelige kleine Läden, seien es Buchhandlungen, Wollgeschäfte, Blumenläden … Es stößt mir jedes Mal auf, wenn Leute dann voller romantischer Sehnsucht nach kleinen, inhabergeführten Geschäften diese Bücher dann bei Amazon bestellen, dem Monopolisten, der am Sterben dieser kleinen Lädchen mit den größten Anteil hatte. Da bin ich persönlich vielleicht bitterer als andere, weil ich mal Buchhändler gelernt habe und zu viele Läden, einschließlich dem, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe, habe verschwinden sehen. Und bin selbst nicht unschuldig daran, ich kaufe immer noch zu viel übers Internet und zu wenig über unsere supernette kleine Buchhandlung hier im Ort – die übrigens auch einen gutgeführten Webshop hat.

Jedenfalls hatte ich bislang wenig Impetus, auch nur einen dieser romantisierten Romane zu lesen, und als ich den ersten Blurb las für die Januar-Illumicrate-Box, über ein verstecktes kleines Pfandleihhaus, war mein erster Gedanke »Oh nein, nicht auch das noch!« Aber trotz meiner ersten Abneigung freute ich mich doch auf die Box, sie ist jeden Monat ein kleines Highlight für mich, und ich habe über sie schon so tolle Bücher gefunden wie Hammajang Luck oder Until We Shatter, die ich ohne nie gelesen hätte. Während die Bücher aus der Locked Library steigen und fallen, hatte ich noch nicht ein Illumicrate-Buch, das mir nicht gefallen hätte. Und was ich dann über Water Moon las, klang deutlich weniger nach Das schnuckelige Woll-Kontor, sondern wie ein echt schönes Buch, denn in dem versteckten Pfandleihaus verpfänden die Leute nicht irgendwelche Kleinodien oder alten Schrott, sondern die Entscheidungen, die sie im Leben am meisten bereuen.… Weiterlesen “Samantha Sotto Yambao: Water Moon”

bookmark_borderMizuki Tsujimura: Lonely Castle in the Mirror

Seit Anfang des Jahres habe ich über dreißig Bücher gelesen, und die meisten von ihnen waren auf Englisch. Ich bevorzuge Bücher im Original gegenüber Übersetzungen, aber das funktioniert natürlich nur dann, wenn ich in der Lage bin, die Originalsprache zu verstehen, und das schränkt meinen Lesehorizont doch ziemlich ein. Es gibt so viel mehr Sprachen, in denen Bücher geschrieben werden als nur Deutsch und Englisch, und es ist gut, dass es Übersetzer:innen gibt, auch wenn immer noch der größte Teil dessen, was dann auf Deutsch erscheint, aus dem Englischen übersetzt wird, was ich auch so lesen kann. Aber Lonely Castle in the Mirror ist, trotz des englischen Titels, ein Buch auf Deutsch, und mit seiner Originalfassung wäre ich nicht weit gekommen – da heißt das Buch Kagami no Kojō, und Japanisch ist eine Sprache, in der ich wirklich keine Bücher lesen kann. Gesprochen verstehe ich tatsächlich drei Brocken, aus der Zeit, als ich wirklich viele Anime geschaut habe, aber mit drei Brocken kommt man nicht weit, erst recht, wenn man die Schrift nicht beherrscht.

Tatsächlich war das wohl der erste aus dem japanischen übersetzte Roman, den ich jemals gelesen habe. Vor gut zwanzig, fünfundzwanzig Jahren, als ich auch meine Anime-Phase hatte, habe ich auch eine Menge Manga konsumiert, aber eben noch keine Romane, noch nicht einmal einen Murakami, und nun war es an der Zeit, dieses Defizit anzugehen. Ich hätte Lonely Castle in the Mirror auch als Manga-Adaption lesen können, oder mir die Anime-Fassung anschauen, aber der Roman ist nicht das Buch zum Film, sondern die Vorlage für beides, und ohne wirklich zu wissen, was mich da erwartet, habe ich mir den Roman gekauft, der in der Übersetzung von Ruben Grest im Hayabusa Verlag erschienen ist.… Weiterlesen “Mizuki Tsujimura: Lonely Castle in the Mirror”

bookmark_borderRumer Godden: Das verbotene Haus

Über das Buch Who’s Who in Children’s Literature kam ich auf die britische Autorin Rumer Godden – vertreten mit The Dolls’ House, Geschichte einer Puppenfamilie. Dieses Buch besitze ich zwar nicht, wohl aber ein anderes von Godden, in dem es ebenfalls um Puppen geht – und darum habe ich Anlass und Grippe genutzt und mich noch einmal über Das verbotene Haus hergemacht. Es ist wieder eines von diesen Büchern, die mit seit meiner Kindheit begleiten, und damals wie heute hat es einen großen Eindruck auf mich hinterlassen.

Als Kind war ich immer, bestrebt, mich von meiner jüngeren Schwester zu unterscheiden, die wilde, wagemutige. Dass ich im Kindergarten noch mit Puppen gespielt habe, stimmt, allerdings war das mehr das ritualisierte Ankleiden und Zu-Bett-Bringen einer bestimmten Puppe, das ich zusammen mit verschiedenen anderen ritualisierten Aufgaben hinter mich bringen musste – ein bestimmtes Bild malen, ein bestimmtes Muster stecken – bevor ich mit dem eigentlichen Spielen anfangen konnte. Zuhause fristeten meine Puppen mehr ein Schattendasein – ich mochte sie, weil sie schön waren, doch ich spielte nicht mit ihnen. Vielleicht lag es daran, dass meine Mutter damals Puppen machte – wenn man dem ganzen Herstellungsprozess beiwohnen kann, ist das eine sehr entmystifizierende Sache, und es wäre mir nicht im Traum eingefallen, eine Puppe für ein lebendes, fühlendes Wesen zu halten. Warum also so tun als ob? Geschichten erleben konnte ich auch in meinem Kopf, dafür brauchte ich keine Puppen, und wenn es darum ging, kleine Leute zu wickeln – dafür hatte ich Geschwister.… Weiterlesen “Rumer Godden: Das verbotene Haus”