bookmark_borderKate Dylan: Until We Shatter

Genau ein Jahr ist es her, dass ich meine Liebe zum Lesen wiederentdeckt habe, und das Jahr war ein voller Erfolg. Genau fünfzig Bücher habe ich 2024 gelesen, und auch wenn mir nicht alle gefallen haben, war doch so viel Schönes dabei, dass es mein Leben bereichert hat. Genug, um auch 2025 daran anknüpfen zu wollen. Am liebsten würde ich noch ein paar mehr Bücher schaffen als im letzten Jahr – immerhin platzt das Haus immer noch vor Büchern aus allen Nähten, ist meine Wunschliste ungebrochen lang, und kommen weiterhin jeden Monat tolle neue Titel auf den Markt, so dass ich selbst mit einem Buch pro Woche nicht hinterherkommen werde. Das macht mir unnötigen Stress, aber ich will mich davon nicht zu sehr beeinflussen lassen. Und so bin ich zum 1. Januar mit einer neuen Lektüre ins neue Jahr gestartet, und einen besseren Start hätte ich mir wohl nicht wünschen können.

Nachdem ich Hammajang Luck gelesen hatte, war ich wieder ganz im Heist-Fieber. Und wie es so kommt, wartete schon der nächste Roman über einen raffinierten Raubzug auf mich, ebenfalls aus der Illumicrate-Box: Im Oktober hatte sie mir Kate Dylans Until We Shatter ins Haus gespült – aber wo Hammajang Luck in einer Cyberpunk-Zukunft spielt, hat Until We Shatter ein Fantasy-Setting, und das Team für den Heist hat nicht die üblicher Kombination aus Hacker, Schläger, Schwindler, Dieb und Mastermind, sondern eine Gruppe aus unterschiedlich magisch begabten Zauberwirkern, die sich nicht durch die Gedärme einer Raumstation arbeiten, sondern durch ein Schattenreich, in dem jeder Fehler sie in tausend Scherben zersplittern lassen kann.… Weiterlesen “Kate Dylan: Until We Shatter”

bookmark_borderLaura Purcell: Moonstone

Ehe ich zum eigentlich hier rezensierten Buch komme, eine Anekdote aus meinem eigenen Autorenleben: Als 2013 mein Debütroman Das Puppenzimmer erschien, hatte mein Verlag als Vergleichstitel (»für Leser von …«) Julie Kagawa und ihre Iron Fey-Reihe rausgesucht – nicht der unpassendste Vergleich, schließlich ging es auch im Puppenzimmer um Feen, aber ich bat meinen Lektor, etwas anderes zu versuchen. Mein Buch kam als historischer Mysteryroman daher, dass Feen hinter allem stecken, sollte eine Überraschung bleiben, und ich konnte ausnutzen, dass ich Debütant war und niemand wusste, dass ich Fantasyautorin bin: Und mein Lektor verstand, was ich meinte, der Verlag spielte mit, und es gelang uns, die Feen bis zur dramatischen Enthüllung geheimzuhalten. Natürlich überzeugte das nicht jede:n Leser:in, aber es passte zum Buch, das wie ein ganz klassischer Gaslichtroman daherkam und sich erst langsam zur Fantasygeschichte wandelte, und elfeinhalb Jahre später bin ich immer noch stolz auf diesen Kniff.

Genau so etwas hätte Moonstone gebraucht. Moonstone tut sein Bestes, bis zum Ende geheimzuhalten, was für eine mysteriöse Krankheit die arme Lucy quält, was für eine Bestie die Dorfbevölkerung in Angst hält, ergeht sich in Andeutungen, die zugegeben sehr, sehr deutlich sind, aber es versucht es immerhin – nur, um dann komplett hochgenommen zu werden von Marketing, Aufmachung und Klappentext. So, so, so schade! Das Buch hätte mir so viel besser gefallen, hätten Autorin und Verlag das Spiel mit dem Geheimnis durchgezogen. So verliert das Buch, noch bevor man es aufgeschlagen hat, leider alles, was es spannend gemacht hätte. Und wird so leider durch und durch vorhersehbar.… Weiterlesen “Laura Purcell: Moonstone”

bookmark_borderMakana Yamamoto: Hammajang Luck

Ich liebe ja meine Überraschungsbuchboxen. Nicht nur spülen sie mir schöne Bücher ins Haus, die ich mit Freuden anschauen und begrabbeln kann – ich bekomme auf diese Weise auch Lesestoff, auf den ich sonst vielleicht nie gekommen wäre. Natürlich, nicht alles davon haut mich dann aus den Socken, aber ich freue mich, auf diese Weise meinen Lesehorizont erweitern zu können. Und weil eine Box nicht genug ist, sind es inzwischen drei, die jeden Monat bei mir landen: The Locked Library, The Forbidden Wing, und mein persönliches Highlight, die Illumicrate-Box, die mir über das Buch hinaus noch ein paar Rumsteherlis und buchische Gimmix mitbringt. Die Bücher finde ich noch eine Spur schöner als die aus der Locked Library – aber auch wenn ich diese Box seit August bekomme, habe ich noch kein Buch daraus gelesen.

Diesen Herbst hatte ich einen Durchhänger, habe nur wenig gelesen, und komme erst langsam zurück auf die Beine, um mein Jahresziel von fünfzig Büchern doch noch schaffen zu können. Dafür hatte ich wieder mit dem Gamen angefangen, wollte versuchen, endlich Cyberpunk 2077 durchzuspielen – und genau in diese Situation hinein, als ich so richtig im Cyberpunk-Fieber war, kam die Illumicrate-Box und brachte mir Hammajang Luck von Makana Yamamoto. Und nachdem mich der Titel erst ratlos zurückließ – mein Englisch ist ja wirklich gut, aber das Wort Hammajang hatte ich noch nie gehört – klärte mich dann der Klappentext darüber auf, dass dieses Wort aus dem Hawaiianischen Pidgin stammt und so viel wie »durcheinander, chaotisch« bedeutet – und das Buch von einem großen Heist handelt, in einem Cyberpunk-Setting.… Weiterlesen “Makana Yamamoto: Hammajang Luck”

bookmark_borderKyrie McCauley: Bad Graces

Trotz des wirklich wunderschönen Covers, Titels und Klappentextes war ich kein großer Fan von All the Dead Lie Down, und so war ich nicht übermäßig erfreut, gleich das nächste Buch von Kyrie McCauley aus der Locked Library zu ziehen. Dabei hatte ich mich nach dem Teaser, mit dem Harper Collins das Thema der Überraschungs-Buchbox angekündigt hatten, noch richtig auf das Juli-Buch gefreut: Eine sapphische Geschichte nach Motiven von Shakespeare, das klang doch sehr wie ein Buch für mich, bis ich dann die Autorin auf dem Cover las.

Aber das Buch war nun mal da, und ich bei V.E. Schwab hatte ich die zweite Chance, die ich ihr gegeben hatte, nicht bereut – und überhaupt, das war nicht irgendein Shakespeare-Stück, das da als Inspiration für Bad Graces hatte herhalten dürfen, sondern ausgerechnet The Tempest, und so wollte ich doch zumindest mal reinlesen, und sei es, um das Ganze am Ende beherzt verreißen zu können. Und dann las ich und las ich und las das ganze Buch in einem Rutsch durch, und auch wenn es nicht perfekt war, hat es mir doch um längen besser gefallen als All the Dead Lie Down.

Was Shakespeare angeht, habe ich zwei erklärte Lieblingsstücke, die mir wirklich viel bedeuten. Das eine ist Hamlet – das ich im Studium zusammen mit meinen Freundinnen gespielt habe und bis heute auswendig kann -; das andere ist der Sturm, das erste Shakespeare-Stück, das ich jemals im Theater gesehen habe und mit dem sich eine völlig neue Welt für mich aufgetan hat.… Weiterlesen “Kyrie McCauley: Bad Graces”

bookmark_borderSunyi Dean: The Book Eaters

In meiner Jugend habe ich Bücher buchstäblich verschlungen. Dass ich bei einem Appetit von bis zu drei Büchern am Tag nicht in die Beschaffungskriminalität abgerutscht bin, verdanke ich allein meiner Stadtbücherei, die mich großzügig mit Lesestoff versorgt hat. Heute lese ich, nach langer Pause, wieder regelmäßig, aber an die alten Zeiten kann ich nicht anknüpfen. Und auch dieses Buch, The Book Eaters, bei dem es im Wortsinn ums Bücherfressen geht, habe ich nicht verschlungen, sondern in kleinen, wohldosierten Häppchen zu mir genommen. Und auch wenn ich am Ende nicht enttäuscht von der Geschichte war, hatte ich mir letztlich doch mehr davon erwartet.

Erstmal klang es wie genau das Buch für mich, versprach mir eine queere Liebesgeschichte und Figuren, die ihren Hunger auf Bücher ernst nehmen, aber was ich dann bekommen habe, war mir nicht nur über weite Teile zu grausam, sondern machte vor allem für mich zu wenig aus dem Bücheressen an sich. Wer sich von Büchern ernährt, von Literatur und dem Wissen der Welt, sollte sich damit doch zu einer besonders aufgeschlossenen, empathischen Person entwickeln, ein innigeres Verhältnis zum Buch pflegen als diejenigen, die es einfach nur lesen und nicht in ihre Blutbahn aufnehmen – aber tatsächlich sind die Bücherfresser der unsympathischste Haufen, den man sich nur irgendwie vorstellen kann, rigide Hardliner und Frauenfeinde, die sich nichts von dem, was sie da verspeisen, irgendwie zu Herzen nehmen.

Vielleicht habe ich da zu viel erwartet. Wenn ich mir ein Butterbrot schmiere, pflege ich auch keine besonders enge Beziehung zu Getreide und Sauerteig, und wahrscheinlich macht es doch einen Unterschied, ob ich ein Buch lese, weil ich in die Geschichte verliebt bin, oder weil mein Stoffwechsel darauf angewiesen ist.… Weiterlesen “Sunyi Dean: The Book Eaters”

bookmark_borderKyrie McCauley: All the Dead Lie Down

Über die Locked Library, die Überraschungsbücherbox aus dem Vereinigten Königreich, die ich seit vergangenem Jahr im Abo habe, sind schon ein paar echte Schmuckstücke in meinem Bücherschrank gelandet, aber kaum eines von ihnen ist so hübsch wie All the Dead Lie Down. Anders als viele Bücher aus der Locked Library, die ich von mir aus vielleicht nie in die Hand genommen hätte, fällt dieses, mit seinem bezaubernden Cover und anheimelnden Titel, sofort in mein Beuteschema: Ein geheimnisvolles Haus, gruselige kleine Mädchen und romantische große, ein dunkles Familiengeheimnis – solche Bücher lese ich doch wirklich gerne, selbst ohne farbigen Buchschnitt. So habe ich mich doch mit einigen Erwartungen an das Buch aus Mai 2023-Box gemacht. Und bin dann am Ende doch ein bisschen enttäuscht von dem, was ich da gelesen habe.

Dabei hatte ich mich über die Aussicht auf eine queere Liebesgeschichte sehr gefreut, und anders als bei The Gilded Crown bin ich, was die angeht, diesmal auf meine Kosten gekommen. Die Schwächen liegen für mich im Rest des Buches, vor allem in seinem Showdown, und ich muss vorwarnen, dass diese Rezension ein paar Spoiler enthält, weil die Handlung so langsam in die Gänge kommt, dass die phantastischen Elemente überhaupt erst in der zweiten Hälfte des Buches ins Spiel kommen und es schwer ist, ohne sie über die Geschichte zu sprechen, namentlich über die Elemente, die mich nicht überzeugen konnten.

Der Anfang liest sich ziemlich klassisch: Die frischverwaiste Marin Blythe kommt in das Haus der Schriftstellerin Alice Lovelace, alte Freundin ihrer Mutter, um dort gegen Kost und Logis über den Sommer deren Töchter zu hüten, und stolpert da schon bald über tote Vögel, begrabene Puppen und den hauseigenen Friedhof.… Weiterlesen “Kyrie McCauley: All the Dead Lie Down”

bookmark_borderDashiell Hammett: The Maltese Falcon

Meine Noir-Phase begann, als ich vierzehn war. Da lief, gegen Ende des Jahres 1989, im Fernsehen der Film »Die Spur des Falken«, und auch wenn ich mir nicht einmal sicher war, ob ich den Film mochte, hat er mich maßgeblich geprägt. Ich las erst die Romanvorlage, Dashiell Hammetts Der Malteser Falke, und dann alles von Raymond Chandler, ich schrieb hartgesottene Kriminalparodien, und ich schaute mir alle Filme aus Hollywoods Schwarzer Serie an, die das deutsche Fernsehen hergab. Wo meine Mitschülerinnen für Tom Cruise schwärmten, las ich die Biographien von Peter Lorre und Humphrey Bogart, und ein bisschen kann ich sagen, dass ich erwachsen wurde, als ich eintauchte in eine Welt, in der niemand wirklich gut ist und alles nur in Grauschattierungen existierte.

Die Phase dauerte so zwei, drei Jahre, dann kehrte ich doch zum klassischen englischen Kriminalroman zurück. Aber so ganz habe ich das Thema doch nie abgeschüttelt. In meinen eigenen Geschichten tendiere ich immer noch zu Grauschattierungen gegenüber strahlenden Helden, und ich halte immer noch wirklich große Stücke auf den Malteser Falken in Film und Buch. Zuletzt habe ich es 2013 gelesen – dass ich den Film gesehen habe, ist etwas länger her – und jetzt war es wieder soweit: Ich bekam Lust auf den Stoff, lud mir das Buch im englischen Original auf mein Tablet, und habe es jetzt abgeschlossen – und wie mit vierzehn Jahren beim Erstkontakt kann ich auch fünfunddreißig Jahre später gar nicht mehr so genau sagen, ob es mir denn nun gefallen hat.

Bereut habe ich die Lektüre nicht.… Weiterlesen “Dashiell Hammett: The Maltese Falcon”